Die Tausnusdienste in der Benzstraße
Es ist schwierig, einen Anfang zu finden.
Nicht das ich verlegen um Worte wäre, doch wie soll ich eine Maßnahme als Beteiligter beschreiben, die eigentlich nur aus je einer Stunde, alle 2 – 3 Wochen besteht?
Tag 1, Tag 2 usw.?
Eigentlich könnte da auch Stunde 1, Stunde 2 usw. stehen.
Am besten beschreibe ich diese "gelegentlichen Treffen" als Termine, denn im Grunde sind sie das auch.
Meldetermine, wie sie jeder kennt und "liebt".
Nur das der Termin eben nicht im Jobcenter stattfindet, sondern in der Benzstraße Nr. 9 bei den dortigen Büros der Taunusdienste gGmbH.
Da ich mich ja eigentlich dazu entschlossen hatte, nicht darüber zu berichten, habe ich meine Gesprächsnotizen fortgeworfen, so das ich die ersten drei Termine aus dem Gedächtnis memorieren muss.
Man möge also bitte gnädig mit mir sein.
Und so beginnt es mit...
Termin 1
Die Busverbindung zur Benzstraße habe ich mir herausgesucht. Bisher hatte ich noch nie etwas von dieser Straße gehört, was aber nicht weiter verwunderlich ist, da Bad Homburg nicht grade ein Dorf ist.
Ich entschließe mich dazu, eine Verbindung zu nehmen, die mich um einiges zu früh dort hinbringt, da ich das Gebäude ja noch erst einmal finden muss.
Nach weniger als 5 Minuten, stehe ich jedoch bereits vor der Nr. 9. Es sind kaum 500 Meter von der Bushaltestelle bis hierher.
Wenn ich also schon mal zu früh bin, kann ich eigentlich auch gleich reingehen und mich vorstellen.
Aha, die Tür ist verschlossen, man muss erst klingeln und warten bis eine gnädige Seele den Türsummer betätigt. Dies geschieht relativ fix. Man scheint nicht viel zu tun zu haben.
Im ersten Stock erwartet mich bereits eine blonde Frau mittleren Alters.
Sie stellt sich mir, freundlich lächelnd, als Frau S. vor und bittet mich in ihr überraschend geräumiges Büro.
Die Platzaufteilung erinnert mich an die Büros des Jobcenters. Man hockt an der Stirnseite des Schreibtisches und fühlt sich irgendwie verlassen und unwohl. So als sei man der unerwartete und ungebetene Gast, dem man den ungemütlichen Platz im Raum anbietet.
Mag sein das auch Psychologie eine Rolle spielt.
Bring dein Gegenüber in eine Position, in der er sich unwohl fühlt und jedem ist klar, wer hier das Sagen hat.
Frau S. jedenfalls, hat es sich in ihrem Bürostuhl gemütlich gemacht (ich habe einen den bekannten Besucherstühle) und lächelt mich immer noch an. Ihre Erfahrung mit vielen Kunden sagen ihr, das sie es ist, welche das Gespräch leiten wird.
Ich lasse ihr diesen Glauben.
Notizen mache ich mir keine. Ich bin noch unentschlossen, ob ich darüber schreiben soll oder nicht. Außerdem geht es heute ohnehin nur um ein erstes Beschnuppern des Gegenübers.
Bisher habe ich von keiner Seite eine verbindliche Auskunft darüber erhalten, was hier eigentlich gemacht werden soll.
Jobcoaching nennt sich das ganze. Doch ich bin ziemlich sicher, das sich jeder etwas anderes darunter vorstellt. Doch nun wird Frau S. mir sicher gleich sagen, was in den nächsten 6 Monaten auf mich zukommen wird.
15 Minuten später, wird mein Gesicht lang und länger. Anstatt mir zu sagen was eigentlich geschehen wird, reden wir plötzlich über mich und das was ich in meinem (wechselhaften) Leben so alles gemacht habe.
Aufgrund der paar Brocken die ich ihr offenbare, hält sie eine Hausmeisterstelle plötzlich für eine sinnvolle Idee. Immerhin habe ich lange Jahre auf verschiedenen Baustellen gearbeitet und hatte irgendwann auch einen kleinen Bautrupp unter mir. Demzufolge müsste ich doch handwerklich begabt sein.
Blöd nur, das so ein facility Manager mobil sein muss. Immerhin betreut er in der Regel mehr als ein Objekt und ich habe nun mal keinen Führerschein.
Kurz zuvor hatten wir uns noch darüber unterhalten, welche Vermittlungshemmnisse ich bei mir sehe.
Klare Sache:
Ich bin 50 Jahre alt, meine Knochen sind hinüber und ich habe keinen Führerschein.
Facilitymanagement ade.....
Nun halte ich es aber nicht länger aus. Ich will wissen, WAS hier eigentlich gemacht wird. Weder in meiner EinV noch im bisherigen Gespräch, wurde darüber ein Wort verloren. Also frage ich einfach mal.
Man würde Vermittlungshemmnisse herauskristallisieren, meint sie.
(AHA! Na gut, das haben wir geschafft, was passiert in den restlichen 11 Stunden die noch vor uns liegen?)
Man würde sich intensiv um die Personen kümmern die hier auftauchen. Dabei würde es nicht immer um die berufliche Zukunft gehen, sondern oftmals auch einfach nur darum ein Gespräch zu führen.
Sie hätte hier teils sehr verzweifelte Menschen, die Drogen oder Alkoholprobleme hätten (ach so, ein Streetworker also. Gut das ich nicht zu deren Klientel passe).
Mit weiteren Plaudereien, vertreiben wir uns die restliche Zeit. Dabei erzähle ich ihr, das ich in jungen Jahren mal Einzelhandelskaufmann gelernt hätte, eine Weile freiberuflich tätig war (nicht als Einzelhändler) und andere Belanglosigkeiten. Sie macht sich derweil fleißig gedankliche Notizen, welche sie später vermutlich in meine Akte übertragen wird. Meiner Frage, ob ich mal einen Blick in diese Akte werfen darf (in der sich bereits einige Blätter befinden) wird ausgewichen. Ich vertiefe dies aber nicht weiter.
Zu guter letzt, bittet sie mich noch darum, beim nächsten mal meinen Lebenslauf mitzubringen.
Nach rund 40 Minuten stehe ich wieder auf der Straße und mir fällt auf, das ich eigentlich immer noch keine Ahnung habe, was zum Teufel hier eigentlich gemacht werden soll.
Termin 2
Pünktlich treffe ich in der Benzstraße ein und werde von Fr. S freundlich begrüßt.
Nachdem wir Platz genommen haben (Sie in ihrem Bürostuhl, ich an meinem Eckplatz am Schreibtisch) fängt die Plauderei auch schon an.
Ob ich mich denn inzwischen beworben hätte, will sie wissen.
(Mit welcher Berechtigung, frage ich mich im Stillen).
Nein, lautet meine Antwort.
Es gab einfach nichts passendes.
Zwar bin ich immer noch in vielen Suchmaschinen im Verteiler gelistet und mir wird auch fleißig mein Email Postfach zugespamt, doch es ist wirklich nicht für mich dabei.
Ich hatte mich auf den Bereich Homeoffice festgelegt seinerzeit und bekomme solch kuriose Angebote wie „Key Account Manager“ oder „Business Development Specialist".
Bei beiden Dingen habe ich nicht den Hauch einer Ahnung, was das eigentlich sein soll.
Das sage ich ihr auch, woraufhin wir beide uns über die Anglizismen amüsieren.
Als nächstes, möchte sie gerne meinen Lebenslauf sehen (Ich weiß immer noch nicht genau weswegen).
Verdammt..... den hab ich glatt vergessen. Zerknirscht gestehe ich ihr meine momentane Gedächtnisschwäche und gelobe Besserung.
Frau S. Sieht mich mit einer Mischung aus Besorgnis und Vorwurf an. Diesen Blick kenne ich nur zu gut. Meine Mutter hatte ihn ebenfalls. „Kind, was soll nur mal aus dir werden“, pflegte sie dann immer zu sagen, wenn sie mich so ansah.
Tja Mami, ich berate inzwischen, recht erfolgreich, im Bereich SGB II / ALG II.
Mein Name ist im hiesigen Jobcenter relativ bekannt (ich arbeite noch daran) und bin aktiv im Erwerbslosentreff Bad Homburg e.V. tätig. (Ehrenamtlich. Das bedeutet ich erziele kein Einkommen im Sinne des § 11 SGB II, liebe Mitarbeiter des Jobcenters. Eine Aufwandsentschädigung gibt es auch nicht. Ich mach das wirklich nur, weil es mir eine Freude und Bedürfnis ist, euch auf eure Fehler aufmerksam zu machen)
Doch zurück zum Lebenslauf, den ich dann aber bitteschön beim nächsten mal mitbringen soll. Damit sie, also Frau S. Da mal einen (neugierigen?) Blick drauf werfen kann.
Da ich im Grunde immer noch keine Ahnung habe, was ich hier eigentlich machen soll, will ich eine entsprechende Frage stellen, doch ehe ich dazu komme, moderiert sie das Gespräch in eine völlig andere Richtung. Welche Jobs mir denn so gefallen würden, will sie wissen, was liegt mir und wo könnte ich meine Stärken ausspielen. (Ich habe ein gigantisches Deja Vu. Hatte man mich nicht exakt dasselbe, in Usingen vor 2 Jahren schon einmal gefragt?)
Halb im Scherz sage ich, das ich mit dem Gedanken gespielt habe, mich als Sachbearbeiter bzw. pAp (persönlicher Ansprechpartner) beim Jobcenter zu bewerben. Immerhin verfüge ich augenscheinlich über mindestens das gleiche Wissen wie meine SB Frau V. Vermutlich aber über ein höheres. Auf jeden Fall über ein Höheres, wenn es um die EinV (Eingliederungsvereinbarung) geht.
Zu meiner Überraschung ist Frau S. Von der Idee beinahe begeistert. Sie vertraut mir an, das sie vor Jahren ebenfalls als SB gearbeitet habe, allerdings im Bereich SGB III, also das ALG I.
Mit der Plauderei darüber das SB'S eigentlich auch nur arme Schweine sind vergehen weitere Minuten.
Wenn ich heute noch etwas darüber erfahren möchte was hier eigentlich passiert, muss ich mich ranhalten.
Also frage ich sie rundheraus, was eigentlich in der langen, laaaaangen zeit von 6 Monaten hier alles gemacht werden soll. (Also in den 12 Stunden die dieser Schabernack durchschnittlich dauert).
Frau S. Schaut mich erstaunt an. Ist sie doch der Meinung, mir alles bereits beim letzten Mal, genau erklärt zu haben.
Nach einigem Hin und Her kristallisiert sich folgendes Heraus:
Beim Jobcoaching werden die jeweiligen Stärken gefördert, während eventuell vorhanden Schwächen oder Hemmnisse abgebaut werden. Es wird eruiert, welcher Job wirklich zu den persönlichen Vorlieben passt und wonach man Ausschau halten sollte, unter Berücksichtigung der zuvor gewonnenen Erkenntnisse.
Moment mal......
Das kenne ich doch?
EXAKT das gleiche, wurde in Usingen doch auch schon gemacht!
Mich beschleicht das Gefühl, das ich mich hier in einer Art „Usingen light“ Maßnahme befinde.
Warum werde ich zum 2. mal in diese Maßnahme verbracht? Der offensichtliche Unterschied ist natürlich, das ich mich hier nicht am PC langweilen muss und es keinen Blockunterricht gibt. Doch die Zielsetzung ist genau die gleiche.
Einigermaßen konsterniert, beenden ich den Termin nach 60 Minuten und wir verabreden uns in 2 Wochen zum nächsten.
Nun muss ich erst mal die Erkenntnis sacken lassen, das ich hier lediglich einen Abklatsch von Usingen erleben werde. Nur mit wesentlich weniger Elan durchgeführt.
Gleichzeitig frage ich mich, leicht amüsiert. Wie die gute Frau S. denn eigentlich meine Vermittlungshemmnisse in den Griff bekommen will.
Notiert hatte sie sich dazu Alter und körperliche Einschränkungen. Ob ich nun einen Schluck vom Wasser des ewigen Lebens erhalte? Eine Frischzellenkur?
Obwohl ich immer noch unentschlossen bin, ob ich über die Benzstraße berichten möchte, habe ich heute Gesprächsnotizen gemacht. Es kann ja nichts schaden.
Als ich zu Hause dann meine Emails sichte, hab ich eine Nachricht meines Webhosters bekommen. Für nur 70 €, könne ich weitere 2 Jahre meinen Webspace behalten. Das ist es mir nicht wert und ich beschließe nichts weiter zu berichten. Die Notizen fliegen in den Müll und für mich ist die Sache mit dem Blog damit erledigt.
Termin 3
Um zur Benzstraße zu kommen, muss ich einmal umsteigen. Dafür habe ich 3 Minuten Zeit.
Natürlich klappt das nur, wenn der erste Bus rechtzeitig an der Umsteigestelle ankommt. Heute klappt es nicht. Als mein Bus in der Fröhlingstraße mit etlichen Minuten Verspätung ankommt, ist mein Anschluss bereits weg.
Nun stehe ich da und überlege, ob ich zu Fuß schneller bin, oder auf den nächsten Bus warten soll.
Da ich eine eher „gemütliche Natur“ bin, entschließe ich mich grummelnd auf den nächsten Bus zu warten und rufe derweil bei Frau S. an, um meine Verspätung zu melden.
Mit etwa 20 Minuten Verspätung treffe ich bei den Taunusdiensten ein und komme nicht umhin festzustellen, das meine Laune im Keller ist.
Sie wird sich heute auch nicht mehr bessern.....
Eine der ersten Fragen, mit der ich begrüßt werde, ist: „Wo ist ihr Lebenslauf?“.
Verdammt, ich habe nichts dabei. Weder Notizblock noch Lebenslauf.
Da ich heute aber ohnehin relativ ungnädig gestimmt bin, beantworte ich diese Frage mit einer Gegenfrage. „Wozu brauchen sie den?“.
Schlagartig sinkt die Temperatur im Raum und das Gespräch vernimmt fortan eine eher eisigen Verlauf.
Mit einer gewissen Strenge, erklärt Frau S. Das sie mir das doch bereits beim letzten mal erklärt habe. Sie wolle einen Blick darauf werfen um Möglichkeiten zu finden, wie man den Lebenslauf optimieren könne.
Enthusiastisch erkläre ich ihr nun jedoch, das dies bereits vor 2 Jahre von den besten Spezialisten des Hochtaunuskreises geschehen wäre, nämlich den Dozenten der Taunusdienste gGmbH in Usingen, und man da nichts weiter optimieren könne.
Davon würde sie sich gerne ein eigenes Bild machen, erklärt sie nun, denn immerhin sei ich der einzige, von dem sie aus Usingen keinen Lebenslauf übermittelt bekommen habe.
(Moment mal...
Wurde uns damals nicht hoch und heilig versichert, das unsere personenbezogenen Daten an uns ausgehändigt würden und es keine weiteren Kopien davon gäbe? Offenbar war das nur inhaltsleeres Gebrabbel, an das sich Usingen von vornherein nicht halten wollte.
Nur gut das ich im Umgang mit den Jobcentern und assoziierten Stellen eine gewisse Paranoia entwickelt habe und allabendlich ein Datenbackup meiner Arbeit in die Google Cloud geladen habe, während ich die Dateien auf dem USB Stick gelöscht habe.
Lieber sehe ich meinen Lebenslauf in der Cloud als auf einem unbeaufsichtigtem USB Stick, welche an einem Schlüsselbrett hängt zu dem jeder (wirklich jeder, selbst der Hausmeister) ungehindert Zugang hat.
Wie sich zeigt, waren meine damaligen Bedenken durchaus begründet. Es scheint einen inflationären Austausch von personenbezogenen Daten zwischen Usingen, dem Jobcenter und der Benzstraße zu geben. Nur die Götter wissen, wer noch alles auf dem „Verteiler“ steht.)
Auf meine Frage, ob ich das soeben gesagte, von ihr schriftlich erhalten könne, bekomme ich ein klares „Ich gebe ihnen gar nichts schriftliches!“ (Die Temperatur im Raum sinkt dabei nochmals um einige Grade).
Im folgendem wird das Gespräch ein wenig eisig, bleibt aber professionell.
Was ich denn eigentlich hier wolle, möchte sie nun wissen.
Nun, darauf kann es nur die wahrheitsgemäße Antwort geben, das ich eine EinV unterschrieben habe, in der diese Maßnahme vereinbart wurde.
Deshalb bin hier.
Zudem wolle ich mir, wie seinerzeit in Usingen, das ganze mal von innen anschauen und deshalb diese Maßnahme in Anspruch nehmen.
Usingen..... eine Steilvorlage für Frau S.
Sie habe sich meinen damaligen Blog durchgelesen und fände es nicht in Ordnung, das ich über Usingen berichtet habe. Auch hätte sie sich dagegen verwehrt, hätte ich über sie berichtet.
(Ich bin einigermaßen verblüfft. Das erste g in gGmbH steht für gemeinnützig. Es ist durchaus wünschenswert, wenn eine gemeinnützige Arbeit der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Zudem sind die Taunusdienste auch ein öffentlicher Maßnahmeträger, welcher letztlich von Steuergeldern lebt. Auch hier sehe ich keine Bedenken, der Öffentlichkeit zu zeigen wie „sinnvoll“ diese Steuergelder verwendet werden. Auch Persönlichkeitsrechte werden nicht verletzt. Weder verwende ich Klarnamen noch veröffentliche ich Emailadressen oder Durchwahlnummern.
Doch dieses „sich zieren und sich winden“, die Angst öffentlich zu werden, der unbesorgte und naive Umgang mit den Daten aller Kursteilnehmer. All das hat letztlich dazu geführt, das ich meine Meinung geändert habe und diese Zeilen nun hier zu lesen sind. Ohne diese Bemerkung über die Lebensläufe aus Usingen und die Angst vor Berichterstattung, hätte ich mich nicht nochmals hingesetzt um diese Berichte weiter zu schreiben. Es war genau das bisschen Motivation, welches noch gefehlt hat.)
Nachdem wir beide einmal tief durchgeatmet haben, geht es weiter im Text.
Frau S: greift meine Idee vom letzten mal auf, mich beim Jobcenter zu bewerben, während ich mich bereit erkläre mal bei INTERAMT (der Jobbörse für den öffentlichen Dienst) nachzuschauen ob es derzeit freie Stellen gibt. (Es gibt derzeit – 20. Oktober 13:45 Uhr- keine freien Stellen dort).
Zudem möchte sie sich noch einmal mit meiner Sachbearbeiterin, Frau V. telefonisch in Kontakt setzen, was sie denn nun eigentlich mit mir anfangen soll. Ich hingegen, bestätige nochmals ausdrücklich meinen Wunsch an dieser Maßnahme teilzunehmen.
(Diese Telefongespräch ist im Grunde völlig überflüssig und wird vermutlich nur erwähnt, um mich unter Druck zu setzen. Wir beide, Frau S. und ich, sind vertraglich gebunden. Sie durch ihren Arbeitsvertrag, ich durch meine EinV)
Nach insgesamt 30 oder 40 Minuten, stehe ich wieder auf der Straße und bin auf dem Weg mir einen Block für künftige Gesprächsnotizen zu kaufen.
Ein kurzes Update.....
Da Frau S. in den Urlaub geht, sollte der nächste Termin eigentlich erst am 02.11.16 sein. Offenbar kam es aber zu irgendwelchen Terminüberschneidungen. Gerade halte ich einen Brief der Taunusdienste in Händen, in dem mein Termin vom 02.11 auf den 08.11 verschoben wird.
Die Spannung bringt mich fast um.....
Termin 4 (08.11.2016)
Der öffentliche Personennahverkehr ist nach wie vor abenteuerlich.
Ständig werden Baustellen eröffnet, verlängert oder es lässt sich tagelang niemand dort blicken. Eigentlich weiß keiner so genau, welche Haltestellen in dieser Woche ausfallen.
Kurz und gut, ich komme ein paar Minuten zu spät zum Termin.
Dies scheint jedoch niemandem etwas auszumachen, sondern ich werde ebenso freundlich wie am ersten Tag begrüßt.
Meine Befürchtung, die Atmosphäre könnte nach dem letztem Gespräch etwas frostig und angespannt bleiben, hat sich (den Göttern sei dank) nicht bewahrheitet.
Fraus S. wirkt locker und gelöst, der Urlaub scheint ihr gutgetan zu haben.
Dies sind im übrigen auch die ersten Worte, die heute gewechselt werden. Das 10 Tage Urlaub ja mal grade eben ausreichen um den Haushalt auf Vordermann zu bringen.
Doch das sind nur wenige Worte, bevor es ans Eingemachte geht. Ob ich mich irgendwo beworben habe, möchte sie wissen.
Ja, habe ich. Irgend eine Tätigkeit im Lager hier in der Nähe. Der Job war aber bereits vergeben, so das da nichts weiter zu erwarten ist.
Jedoch habe ich, sehr zu ihrem Verzücken, meinen Lebenslauf mitgebracht und übergebe ihn an sie.
Er wird sofort unter die Lupe genommen. Es wird vor und zurück geblättert und gesichtet.
Warum dort kein Bild von mir zu sehen ist, werde ich gefragt.
Na, weil das Bild von mir auf dem Deckblatt ist, lautet die Antwort.
Es folgt ein kurzer Abgleich, wie eine Bewerbung gegliedert ist ( Deckblatt, Anschreiben, Lebenslauf, eventuell die dritte Seite). Offenbar ist sie zufriedengestellt mit meiner Gliederung, denn wir wenden uns prompt anderen Dingen zu. Der Lebenslauf, bleibt zwischen uns auf dem Tisch liegen.
Ob ich mich denn inzwischen auch mal beim JC beworben hatte, will sie als nächstes wissen. Immerhin hatte ich so etwas ja mal erwähnt.
Also mache ich ihr klar, das diese Idee eher eine Schnapsidee war, denn ein ernst gemeintes Vorhaben. Womit diese Thema vermutlich auch erledigt sein sollte.....
Trotzdem hat sie einen Auftrag zu erfüllen und ist bereit dies auch um jeden Preis zu machen.
Also enden wir, wieder einmal, bei meiner kaufmännischen Ausbildung, die vor 30 Jahren aktuell war.....
Mit anderen Worten..... Telefonverkauf.
Ob ich ihr schon einmal sagte, was ich von outbound und cold calls halte, das weiss ich nicht mehr, doch eine hohe Meinung habe ich nicht davon.
Eine Kurze Erklärung:
Outbound = man ruft wildfremde Menschen an um ihnen etwas zu verkaufen.
Inbound = wildfremde Menschen rufen dich an um dich zusammen zu stauchen, weil irgend jemand ihm etwas unnützes und überteuertes im outbound angedreht hat.
Blöderweise habe ich ihr gesagt, das ich in jungen Jahren einmal zusammen mit der OVB (mea culpa) gearbeitet habe. Damals haben wir sehr viel über das Telefon gemacht, unter anderem auch Kundenakquise. Dieses Thema wird also immer wieder auftauchen. Doch immerhin gehen weitere 5 – 10 Minuten dafür drauf, sich über diese „Allfinanzkaufleute“ auszulassen, und jede Minute zählt....
Doch irgendwie wandert das Gespräch dann weiter zur Freude, die man an der Arbeit haben sollte. Im Telefonverkauf werde ich definitiv nicht glücklich. Dann schon eher als Zuarbeiter in einer Anwaltskanzlei. Vor allem, wenn es sich dabei um das Sozialrecht, insbesondere das SGB II handelt.
Also soll ich nun auch in dieser Richtung suchen.
(Es scheint, als würde es ein recht produktiver Tag für Frau S. werden).
Ob sie meinen Lebenslauf behalten könne, möchte sie nun wissen.
Nein, den werden ich wieder mitnehmen.
Auch ihre Frage, ob sie ihn sich kopieren könne, wird von mir verneint. Sie nimmt dies gleichmütig hin und händigt mir meinen Lebenslauf ohne weitere Worte wieder aus.
Zu guter Letzt, stellen wir erneut fest, das schwere körperliche Arbeiten nichts mehr für mich sind, dafür sind die Knochen einfach nicht mehr in der Lage.
Mit dem Ratschlag mehr Bewerbungen zu schreiben, werde ich entlassen, nachdem mir mein nächster Termin mitgeteilt wurde.
Es ist inzwischen 13:40 Uhr, somit war der heutige Termin nach knappen 40 Minuten beendet. Wenn's nur immer so fix gehen würde....
Nachtrag
Zwei Tage nach dem Termin trudelt ein Schreiben bei mir ein.
Ab sofort ist ein Herr M. Für mich zuständig und wird mich weiter coachen.
Man darf gespannt sein.....